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Wenn Erschöpfung chronisch wird

Long Covid (auch Post-Covid-Syndrom) bezeichnet gesundheitliche Beschwerden, die länger als vier Wochen nach einer überstandenen Covid-19-Infektion bestehen bleiben – selbst wenn der ursprüngliche Krankheitsverlauf mild war. Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Anhaltende Erschöpfung (Fatigue)
  • Konzentrations- und Gedächtnisstörungen („Brain Fog“)
  • Kurzatmigkeit und Herzbeschwerden
  • Muskel- und Gelenkschmerzen
  • Schlafstörungen
  • Neurologische und psychische Symptome

Long Covid kann in jeder Altersgruppe auftreten, auch bei Menschen ohne Vorerkrankungen. Die Beschwerden beeinträchtigen häufig das soziale Leben, die Leistungsfähigkeit im Beruf und die allgemeine Lebensqualität.

Was ist ME/CFS?

Die Myalgische Enzephalomyelitis bzw. das Chronische Fatigue-Syndrom (ME/CFS) ist eine komplexe neurologische Erkrankung, die häufig nach Infekten – wie etwa dem Epstein-Barr-Virus (EBV) oder auch Infektionen mit dem Corona-Virus auftritt. Die Hauptsymptome sind:

  • Ausgeprägte Belastungsintoleranz (Post-Exertional Malaise, PEM):
    Schon geringe körperliche oder geistige Anstrengung verschlechtert den Zustand teils über Tage.
  • Schwere Fatigue, die durch Schlaf nicht besser wird
  • Kreislaufprobleme, Herzrasen im Stehen (POTS)
  • Neurologische und kognitive Störungen
  • Muskelschmerzen, Missempfindungen und Störungen des Immunsystems

ME/CFS ist mehr als „Müdigkeit“, es handelt sich um eine schwerwiegende chronische Erkrankung, die bei vielen Betroffenen zu einer starken Einschränkung bis hin zur Pflegebedürftigkeit führen kann.

Zunehmend zeigt sich, dass ein Teil der Long-Covid-Betroffenen die Kriterien für ME/CFS erfüllt. Die genauen Ursachen sind noch Gegenstand intensiver Forschung. Vermutet werden Störungen im Immun-, Hormon- und Nervensystem sowie eine fehlerhafte Reaktion des Körpers auf die Infektion.

Die Diagnosestellung erfordert eine sorgfältige Anamnese, Ausschluss anderer Ursachen und ein gutes Verständnis dieser komplexen Krankheitsbilder. Leider gibt es bislang keine kausale Therapie. Im Mittelpunkt der Behandlung steht eine symptomorientierte Behandlung (z. B. Schmerztherapie, Kreislaufunterstützung), ein individuelles Energie-Management (Pacing) zur Vermeidung von Überlastung sowie eine begleitende psychosoziale Unterstützung.

In meiner Praxis werden neben der etablierten Diagnostik anhand von speziellen Fragebögen (z.B. Kanadische Kriterien, Bell-Skala, FUNCAP55) auch erweiterte apparative Untersuchungen wie die digitale Handkraft-Messung oder Tests auf eine orthostatische Intoleranz (POTS) durchgeführt, um ein Chronisches Fatigue Syndrom zu diagnostizieren und den Schweregrad zu ermitteln. Üblicherweise gehört zur Diagnostik auch eine Ganzkörperuntersuchung, Durchführung eines 12-Kanal-EKG oder Langzeit-EKG sowie je nach Notwendigkeit eine orientierende Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens) oder Sonographie des Abdomens (Bauchraum) oder der Schilddrüse.

Anschliessend erfolgt eine umfangreiche laborchemische Untersuchung, die neben dem Basislabor auch spezielle Parameter beeinhaltet: Autoantikörper gegen G-Protein-gekoppelte Rezeptoren (GPCR-AAK), Brain-derived neurotrophic factor (BDNF), Differenzierung der Leukozyten und Typisierung der Lymphozyten, Immunglobuline, Entzündungsmarker (z.B. Interleukine), Marker des oxidativen Stresses, Histamin, DAO-Aktivität, Tryptase, Leukotriene, Vollblut-Mineral-Analyse, Screening auf Vitamin-Mangelzustände, Aminosäuren-Profil. Desweiteren werden mögliche Reaktivierungen von viralen Erkrankungen (z.B. EBV) oder chronische bakterielle Infektionen (z.B. Borrelien) überprüft.

Da aktuell keine zugelassene medikamentöse Therapie des Post Covid Syndromes oder des Chronischen Fatigue Syndromes existiert, werden in meiner Praxis mehrere Wirkstoffe im sogenannten Off-Label-Use eingesetzt, um die Symptome zu lindern. Dazu gehört unter anderem eine niedrig dosierte Therapie mit Naltrexon (LDN) oder Aripiprazol (LDA), in Einzelfällen auch eine niedrig dosierte Lithium-Therapie oder spezielle Antidepressiva oder der Einsatz von antiviralen Medikamenten. Ich setze bei einem Verdacht auf eine Überaktivierung der Mastzellen und Histaminintoleranz bei einer Vielzahl meiner Patienten spezielle Antihistaminika ein (u.a. Ketotifen, Fexofenadin, Famotidin), aber auch zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel und Naturstoffe wie beispielsweise Carnitin, NADH, Alpha-Liponsäure, N-Acetylcystein, Quercetin, Coenzym Q10 oder Vitamin C ein, um die Symptome zu lindern und die körpereigene Energieproduktion zu verbessern. Oftmals werden Infusionskuren mit hochdosierten Wirkstoffen eingesetzt, um den Genesungsprozess zu beschleunigen.

Bitte beachten Sie:
Aufgrund der hohen Nachfrage und des zeitintensiven Diagnoseprozesses kommt es aufgrund der begrenzten Kapazitäten zu längeren Wartezeiten. Bitte buchen Sie für die Erstvorstellung in meiner Praxis online einen Termin für die Spezialsprechstunde Long Covid und ME/CFS und senden mir rechtzeitig vor dem Termin den von Ihnen ausgefüllten Anamnesebogen für Neupatienten zusammen mit den bereits vorhandenen Vorbefunden (Arztbriefe, Laboruntersuchungen) per Post oder per eMail zu.

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